KONSTANTIN WYSER, PARTNER UND VORSORGE-EXPERTE BEI SWISSPARTNERS, IM GESPRÄCH ÜBER DIE HERAUSFORDERUNGEN IM SCHWEIZER 3-SÄULEN-SYSTEM UND SPANNENDE POTENZIALE IN DER BERUFLICHEN VORSORGE FÜR BESSERVERDIENENDE.
Das Interview führte Kathrin Meister.
Ich sehe chancenreiches Potenzial in innovativen Konzepten von Kadervorsorgemodellen.“
In der 2. Säule gibt es recht spannende Möglichkeiten. Chancenreiches Potenzial sehe ich in innovativen Konzepten von Kadervorsorgemodellen. Hierbei handelt es sich um eine moderne, selbstbestimmte Form der gängigen Bel-Etage- oder Kaderkasse, die sogenannten 1e-Lösungen: Ein Unternehmen bietet seinen Mitarbeitenden mit mehr als rund 130.000 CHF Jahressalär die Möglichkeit, sein auf Lohnteilen über dieser Einkommensgrenze gespartes Pensionsguthaben nach eigener Chancen-Risiko-Bereitschaft auf ein diversifiziertes Wertschriftenportfolio aufzuteilen – selbstverständlich nicht eigenständig, sondern durch einen professionellen Vermögensverwalter.
Sobald der Arbeitgebende sich für eine Lösung entscheidet, bei der die Mitarbeitenden die Anlagestrategie im Überobligatorium selbst wählen können, profitieren sie gleich von mehreren Vorteilen, die ihnen im Bereich der beruflichen Vorsorge eine höhere Rentabilität ermöglicht.
Erstens haben die Arbeitnehmenden die Wahl, was für ein Risiko sie innerhalb dieses Anteils möchten. Je höher die Aktienquote, desto höher auch das Risiko – und gleichzeitig natürlich auch die Rendite-Erwartung. Bei einer hohen Aktienquote von über 50 Prozent (maximal bis zu 100 Prozent) liegt die Renditeerwartung im Schnitt zwischen 4 und 6 Prozent pro Jahr. Als ArbeitnehmerIn hat man in diesem Anteil der beruflichen Vorsorge keine Verteilung der Zinserträge auf andere Vorsorgenehmer, sondern profitiert selbst vollständig von der Rendite; Umverteilungs-Effekte werden umgangen. Darum sprechen wir in diesem Fall von Entsolidarisierung.
Zweitens können die Mitarbeitenden bei diesen flexiblen Vorsorge-Lösungen häufig auch die Höhe der Sparanteile selbst bestimmen: Während der Arbeitgebende die identischen Beiträge begleicht (innerhalb der gesetzlichen Bestimmungen), gibt es Modelle, bei denen man als ArbeitnehmerIn die Wahl hat, welche Beitragshöhe man selbst einbringen möchte. Das eröffnet die Möglichkeit, mehr Geld für das Alter anzusparen.
Die nachhaltig niedrigen Zinsen bzw. Nullzinsen sind ein echtes Problem für die Rendite der Pensionskassengelder.“
Es läge deutlich mehr drin, wenn wir alle innerhalb gewisser Rahmenbedingungen die Anlage unserer Pensionskassengelder beeinflussen könnten.“
Durch die Selbstbestimmung in der 2. Säule haben KundInnen in der Tat eine Reihe von Vorteilen:
1. Steuersparinstrument: Die Beiträge und zusätzliche Einkäufe wirken sich steuersenkend aus.
2. Entsolidarisierung: Die KundInnen sparen nur noch für sich und nicht mehr für die Allgemeinheit.
3. Volle Partizipation an den Märkten: Chancenreiche Renditeaussichten durch einen langen Anlagehorizont.
4. Transparenz: Die KundInnen wissen, worin ihre Pensionskassengelder investiert sind. Sie kennen die Performance, Chancen und Risiken ihrer Depots.
Neben der Selbstbestimmung und Entsolidarisierung steht das Thema Steuerersparnis bei den meisten ganz oben auf der Agenda. Und schlussendlich haben wir eine Win-Win-Situation für ArbeitgeberIn und ArbeitnehmerIn: Während die Arbeitnehmenden mit einer attraktiven Rendite selbst am Markt partizipieren können, haben die ArbeitgeberInnen weniger Finanzverpflichtungen und zahlen häufig geringere Risikobeiträge.
Somit empfehlen wir jedem, sich um seine persönliche Vorsorgesituation zu kümmern – heute ist ein guter Zeitpunkt, um damit zu beginnen.
KONSTANTIN WYSER
Partner, Wealth Management
konstantin.wyser@swisspartners.com
Fotos © Karin Bischof
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