30 Jahre swisspartners –
Interview mit den drei Gründern Dirk van Riemsdijk, Martin P. Egli und Rainer Moser (v.l.n.r.)
Wir haben uns dort immer mehr an internen Problemen aufgerieben, viel zu viel Zeit in Sitzungen verbracht. Unsere eigentliche Aufgabe, für die Kund:innen da zu sein, konnten wir immer weniger wahrnehmen. Mit der Gründung wollten wir uns wieder auf das eigentliche Kundengeschäft fokussieren, weil das bei der grossen Bank in unseren Augen zu sehr unter der Vielzahl der administrativen Aufgaben gelitten hat.
Die Deutschland-Abteilung und die Holland-Abteilung waren bei Cantrade auf derselben Etage. So haben wir uns sehr viel ausgetauscht, gegen Ende eben auch unseren Frust über die Dinge, die uns nicht mehr gefallen haben.
Rainer Moser: Cantrade war 1952 von Dirks Vater gegründet worden – in dem Jahr, in dem Dirk geboren wurde.
Dirk van Riemsdijk: Mein Vater war eigentlich immer unser Boss bei der Bank Cantrade, bis er dann später Ehrenpräsident wurde. Als ich seinerzeit meine Gründungspläne mit ihm besprochen habe, fragte er mich: „Und wer kommt mit?“ Ich antwortete: „Möglicherweise der Rainer.“ Da sagte er sofort: „Das musst du machen!“ Mein Vater hatte grosses Vertrauen in Rainer, er hatte ihn ja auch schon ein paar Jahre vorher in die Geschäftsleitung der Bank Cantrade berufen.
Dirk van Riemsdijk: Es gab eine Besonderheit: Wir mussten unsere Kund:innen nicht nur davon überzeugen, einen Vertrag für das Portfoliomanagement mit swisspartners zu unterschreiben, sondern sie mussten auch die Bank wechseln. Denn die UBS-Gruppe und die Cantrade wollten verständlicherweise ihre Kunden nicht an uns verlieren und daher nicht mit uns zusammenarbeiten. Das war schon eine besondere Leistung: Zu einem Kunden, einer Kundin zu fahren und sein oder ihr Vertrauen zu gewinnen, dass er bzw. sie den Vertrag mit swisspartners unterschreibt und darüber hinaus auch die Bank wechselt.
Rainer Moser: Ursprünglich war das im Handelsregister auch nicht möglich, sondern nur markenrechtlich. Wir hiessen also zwei, drei Jahren lang lediglich markenrechtlich „swisspartners“, während wir im Handelsregister als „sp Investment Network AG“ eingetragen waren. Das „SP“ hatte nichts mit der Sozialdemokratischen Partei zu tun, das ging eben leider vorübergehend nicht anders. (lacht) Als wir dann erfuhren, dass es eine Änderung im Handelsregisterrecht gegeben hatte, konnten wir uns auch im Handelsregister offiziell als „swisspartners“ eintragen. Wir finden den Namen bis heute grossartig.
Dirk van Riemsdijk: Weil die Kund:innen die persönliche Beziehung sehr schätzen, sind wir gerade am Anfang wahnsinnig viel gereist. Einmal wollte ich unbedingt einen holländischen Kunden treffen. Er war gerade in Davos und hatte nur wenig Zeit für mich: 45 Minuten zum Kaffee. Also habe ich mir Martins Auto ausgeliehen (meines war gerade in der Werkstatt) und bin nach Davos gefahren. Der Mann hat mich sehr nett empfangen und den Vertrag mit uns unterzeichnet, obwohl er dafür die Bank wechseln musste.
In der Zwischenzeit hatte es angefangen zu schneien und Martin hatte keine Winterreifen auf seinem Auto. Also bin ich auf der Rückfahrt mehr oder weniger den Berg „runtergerutscht“. Aber ich habe Martins Auto heil wieder zurückgebracht. Hinterher habe ich zu ihm gesagt: „Dein Wagen hat ein bisschen zu viel PS, der bricht ja dauernd aus!“ (lacht)
Rainer Moser: Ja, da fällt mir auch eine kuriose Geschichte ein, die ich als Betreuer eines deutschen Milliardärs erlebt habe. Als ich den Kunden einmal in seiner Heimatstadt Hamburg besucht habe, bat er mich, ihm aus dem Duty Free Shop in Zürich eine Flasche Fernet-Branca mitzubringen. Nach unserer Besprechung führte er mich durch seine Lagerhallen (er handelte unter anderem mit Spirituosen). Wir sind durch die Gänge gelaufen und da sah ich, dass in einem der Regale fünf Meter hoch Kisten mit Fernet-Branca gestapelt waren. Aber er war so sparsam, dass er unbedingt eine Flasche aus dem Duty Free Shop wollte. (lacht)
Fotos der drei Gründer © Christian Meixner
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