Vom Bier
Deckel
zur Erfolgs
Story

30 Jahre swisspartners –
Interview mit den drei Gründern Dirk van Riemsdijk, Martin P. Egli und Rainer Moser (v.l.n.r.)

Das Gespräch führten Simone Töllner und Kathrin Meister.

Der erste Businessplan für swisspartners im Jahr 1993 war so simpel, dass er auf einem Bier­deckel Platz fand. Heute ist swisspartners einer der bedeu­tendsten, unabhängigen Finanzdienstleister mit Schweizer Wurzeln. Wir haben mit den Gründungspartnern über die Anfänge dieser beein­druckenden Erfolgs­geschichte und ihre Erin­nerungen gesprochen – und dabei auch Interessantes zu ihrer Sicht aktueller Themen er­fahren.

Erzählen Sie uns aus den Anfangstagen: Was waren Ihre Ziele und Visionen mit der Gründung von swisspartners?

Martin P. Egli: Rainer Moser, Dirk van Riemsdijk und ich waren alle drei damals in Management-Positionen in der Finanzbranche, die uns immer weiter von der eigentlichen Kundschaft entfernten. Ein wesentlicher Teil unserer Arbeitszeit bestand aus Fragen und Problemen, die wenig mit Kund:innen zu tun hatten. Unsere Vision für die Gründung war sehr einfach, es gab keine komplizierten Businesspläne: Wir wollten uns wieder intensiver für die Kunden einsetzen, als das in der alten Position möglich war.
Rainer Moser: Unser Ziel war es, eine bankenunab­hängige Gesellschaft zu gründen ohne Interessenskonflikte, sodass wir als Vermittler zwischen der Bank und den Kund:innen stehen. Die Idee: Der Kunde oder die Kundin kann sich seine Bank auswählen, aber wir übernehmen die Anlageentscheidungen und wir kommunizieren mit der Bank. Die Banken wurden ja immer grösser und mächtiger und wir haben gedacht: Wir gründen eine kleine Firma, mit der wir flexibler und dynamischer sind und den Kund:innen alles aus einer Hand bieten können.
Dirk van Riemsdijk: Wir haben damals gesagt, dass wir das Private Banking neu erfinden wollen, damit es wieder „private“ ist. Rainer und ich waren damals beide bei der Bank Cantrade – Rainer in der Geschäftsleitung und ich als Chef der Holland-Abteilung.

Wir haben uns dort immer mehr an internen Problemen aufgerieben, viel zu viel Zeit in Sitzungen verbracht. Unsere eigentliche Aufgabe, für die Kund:innen da zu sein, konnten wir immer weniger wahrnehmen. Mit der Gründung wollten wir uns wieder auf das eigentliche Kundengeschäft fokussieren, weil das bei der grossen Bank in unseren Augen zu sehr unter der Vielzahl der administrativen Aufgaben gelitten hat.
Die Deutschland-Abteilung und die Holland-Abteilung waren bei Cantrade auf derselben Etage. So haben wir uns sehr viel ausgetauscht, gegen Ende eben auch unseren Frust über die Dinge, die uns nicht mehr gefallen haben.
Rainer Moser: Cantrade war 1952 von Dirks Vater gegründet worden – in dem Jahr, in dem Dirk geboren wurde.
Dirk van Riemsdijk: Mein Vater war eigentlich immer unser Boss bei der Bank Cantrade, bis er dann später Ehrenpräsident wurde. Als ich seinerzeit meine Gründungspläne mit ihm besprochen habe, fragte er mich: „Und wer kommt mit?“ Ich antwortete: „Möglicherweise der Rainer.“ Da sagte er sofort: „Das musst du machen!“ Mein Vater hatte grosses Vertrauen in Rainer, er hatte ihn ja auch schon ein paar Jahre vorher in die Ge­schäftsleitung der Bank Cantrade berufen.

Mit der Gründung wollten wir uns wieder auf das eigentliche Kundengeschäft fokussieren.“
Dirk van Riemsdijk

Und wie ging es dann weiter?

Dirk van Riemsdijk: Als ich den Businessplan für die neue Firma fertig hatte und die Gründung bevorstand, informierte ich meinen Vater darüber. Daraufhin hat er dem Verwaltungsratspräsidenten der UBS (Gesellschafter der Cantrade) einen Brief geschrieben und ihn informiert, dass er wegen Interessenskonflikten auf das Ehrenpräsidium der Bank Cantrade ver­zichten wolle. Das hat mich damals sehr beeindruckt.
Martin P. Egli: Interessant ist auch, dass es nie Konflikte gab: weder mit der Cantrade, noch mit Julius Bär, noch mit der Bank in Liechtenstein, meinem ehemaligen Arbeitgeber. Wir sind mit sehr guten Kunden und mit sehr guten Beziehungen zu Depotbanken gestartet. Und wir Drei waren Freunde und sind es heute noch. Besser konnte es nicht laufen.

Gab es diesen „einen“ Moment, an dem Sie zu Dritt zusammensassen und die Idee entstand „Jetzt wollen wir gemeinsam etwas Neues machen“?

Rainer Moser: Ja, den gab es. Unseren Businessplan für das neue Unternehmen haben wir auf einem Bier­deckel entworfen. Wir wussten alle drei ziemlich genau, was für einen Service wir bieten wollen. Dirk und Martin sind ja schon gemeinsam ins Gymnasium gegangen und haben zusammen in St. Gallen studiert. Sie kannten sich also schon sehr lange. Und Dirk und ich haben uns auch schon ewig gekannt. Ich war ja viele Jahre bei der Cantrade und Dirk auch, da gab es keine zwischenmenschlichen Probleme.
Unseren Businessplan für das neue Unternehmen haben wir auf einem Bierdeckel entworfen.“
Rainer Moser
Wir Drei waren Freunde und sind es heute noch. Besser konnte es nicht laufen.“
Martin P. Egli

Wie lief das genau ab mit der Gründung von swisspartners?

Martin P. Egli: Im November 1992 habe ich mich mit Dirk und Rainer ge­einigt, gemeinsam eine Vermögensverwaltungsgesellschaft zu gründen. Unser Plan war ganz einfach: Wir haben von der Experta, einer Firma, die im Schanzengraben domiziliert war (gehörte ursprünglich meinem Schwiegervater), einen Aktienmantel ge­kauft, die Experta Administrations AG, und haben uns zu gleichen Teilen an diesem „leeren Aktienmantel“ beteiligt. Im Dezember 1992 haben wir dann einen Mietvertrag am Schanzengraben abgeschlossen. Es ist heute also ungefähr alles noch so, wie es damals war. (lacht) Ich bin als Erster in das Büro eingezogen; meine neue Tätigkeit begann offiziell am 1. Januar 1993. Dirk kam dann Ende Februar dazu und Rainer im Laufe des Frühjahrs 1993.
Dirk van Riemsdijk: Sie müssen sich vorstellen, dass wir in der Anfangszeit im Gebäude am Schanzengraben nur zwei Büroräume hatten. Martin und ich haben uns ein Büro geteilt, da war die Kommunikation natürlich sehr gut. Jeder wusste genau Bescheid, was der andere tut. Alles begann hier an diesem Ort, wo swisspartners bis heute seine Offices hat.
Alles begann hier am Schanzengraben, wo swisspartners bis heute seine Offices hat.“
Dirk van Riemsdijk

Mit welchen zentralen Werten sind Sie anfänglich bei swisspartners ge­startet? Haben sich diese Werte im Laufe der Jahre geändert?

Rainer Moser: Unser Business ist und bleibt ein People’s Business, das ist der zentrale Wert. Und das A und O in unserem Geschäft ist: Man muss dienen können – sonst ist man im falschen Film. Ein kleines Beispiel: Als ich damals meine Handynummer auf meine swisspartners-Visitenkarte dru­cken liess, haben einige Kolleg:innen gesagt: „Was, deine Handynummer auf der Visitenkarte, bist du wahnsinnig? Da rufen dich die Kund:innen ja Tag und Nacht an!“ Und ich habe gesagt: „Da ruft mich niemand Tag und Nacht an – es sei denn, es gibt einen Notfall, und dann darf man mich Tag und Nacht anrufen.“ Das war meine Mentalität.
Mich haben schon oft junge Leute gefragt, wie sie am besten in das Vermögensverwaltungs-Geschäft kom­men. Ich sage dann immer: „Bist du bereit zu dienen? Bist du bereit, rund um die Uhr den Kund:innen zur Verfügung zu stehen?“ Wenn dann jemand sagt, das kommt für mich überhaupt nicht in Frage, dann ist er in unserem Geschäft nicht richtig. Die Werte haben sich diesbezüglich nicht geändert.
Dirk van Riemsdijk: Unser Ansatz bei swisspartners war seit jeher, dass wir von der persönlichen Beziehung ausgehen und versuchen, die Wünsche und Ideen unserer Kund:innen bestmöglich umzusetzen.

Welches waren Ihre ersten grossen Erfolge?

Rainer Moser: Wir haben uns natürlich immer sehr gefreut, wenn ehemalige Cantrade-Kund:innen zu uns gewechselt haben. Ich war in der glücklichen Lage, dass eigentlich alle Kund:innen, von denen ich annahm, dass sie zu uns kommen würden, tatsächlich auch alle zu uns gewechselt haben – mit einer einzigen Ausnahme. Das war eine grosse Genugtuung.
Martin P. Egli: Wir waren wirklich erstaunt, wie gross unser Anfangserfolg innerhalb weniger Monate war. Schon im 2. Quartal unserer Geschäftstätigkeit haben wir eine schwarze Null geschrieben. Das erste Ge­schäftsjahr war bereits ein Geschäftsjahr mit einem kleinen Gewinn, das muss man heute erstmal hinbekommen. Aufgrund des starken Vertrauens und unserer tragfähigen Beziehungen zu der Kundschaft hat sich der Erfolg schneller ge­zeigt, als wir ursprünglich glaubten. Es war natürlich auch eine andere Zeit: Die Kund:innen mussten damals bei uns lediglich einen vierseitigen Vertrag unterschreiben, das war alles.
Dirk van Riemsdijk: Ich denke, mein grösster Erfolg war, dass ich die zwei anderen Partner – Martin P. Egli und Rainer Moser – zusammengebracht habe. Ohne das gegenseitige Vertrauen im Team von uns drei Gründungspartnern hätten wir es sicher nicht so weit gebracht.
Martin P. Egli: Im Übrigen ging es bei swisspartners nie um den Erfolg einer Einzelperson. Ich war damals der Garant für drei Dinge: Erstens schnell und klar zu entscheiden, zweitens gut zu kommunizieren und drittens nicht den Erfolg der Gruppe für mich selbst zu beanspruchen.
Unser Business ist und bleibt ein People’s Business, das ist der zentrale Wert.“
Rainer Moser

Gab es damals keine Restriktionen? Durften die Kund:innen einfach so zu swisspartners wechseln?

Dirk van Riemsdijk: Es gab eine Besonderheit: Wir mussten unsere Kun­d:innen nicht nur davon überzeugen, einen Vertrag für das Portfoliomanagement mit swisspartners zu unterschreiben, sondern sie mussten auch die Bank wechseln. Denn die UBS-Gruppe und die Cantrade wollten verständlicherweise ihre Kunden nicht an uns verlieren und daher nicht mit uns zusammen­arbeiten. Das war schon eine besondere Leistung: Zu einem Kunden, einer Kundin zu fahren und sein oder ihr Vertrauen zu gewinnen, dass er bzw. sie den Vertrag mit swisspartners unterschreibt und darüber hinaus auch die Bank wechselt.

Sie haben in kurzer Zeit viele neue Kund:innen akquiriert. Wie haben Sie es geschafft, ein Team aufzubauen und fähige Mitarbeitende zu finden, die in Ihrem Sinne die Kund:innen betreuen konnten?

Rainer Moser: Anfangs waren wir drei Herren und zwei Damen (Ruth Hefti und Sanda Zahnd), die wir mitgebracht hatten. Da wir selbst häufig auf Geschäftsreisen im Ausland waren, haben wir recht schnell Assistenten eingestellt, die sich um das Portfoliomanagement gekümmert haben. Einer dieser Assistenten ist der heutige CEO der swisspartners Gruppe, Markus Wintsch.
Dirk van Riemsdijk: Ja, Markus Wintsch war mein Assistent, der praktisch von der ersten Stunde an dabei war.
Der Name 'swisspartners' sollte den Partnerschafts-Gedanken nach innen und auch in der Aussenbeziehung mit den Kund:innen darstellen.“
Rainer Moser

Seit wann hiess die Firma dann „swisspartners“ und wer hatte die Idee zu diesem Namen?

Rainer Moser: Ganz zu Beginn hiessen wir wie gesagt Experta Verwaltungs AG und gehörten faktisch zur Experta-Gruppe. Als die Banque de Luxembourg die Experta übernommen hat, konnten wir unter diesem Namen nicht mehr weiterbestehen. Sie stellten uns vor die Wahl: Entweder wir kaufen euch, oder ihr müsst den Namen ändern. Ein Verkauf unserer noch jungen Firma kam für uns nicht in Frage, also mussten wir einen neuen Namen finden. Martin P. Egli und sein Schwager, der Anwalt für Markenrecht ist, haben dann gemeinsam den Namen „swisspartners“ entwickelt.

Welche Kriterien sollte der neue Name erfüllen?

Rainer Moser: Wir wollten einen Namen, der auch international funktioniert. Ausserdem sollte er den Partnerschafts-Gedanken nach innen und auch in der Aussen­beziehung mit den Kund:innen darstellen.
Dirk van Riemsdijk: Dass es überhaupt möglich war, den Begriff „Swiss“ im Namen zu tragen, hat unsere eigenen Erwartungen übertroffen.

Rainer Moser: Ursprünglich war das im Handelsregister auch nicht möglich, sondern nur markenrechtlich. Wir hiessen also zwei, drei Jahren lang lediglich markenrechtlich „swisspartners“, während wir im Handels­register als „sp Investment Network AG“ eingetragen waren. Das „SP“ hatte nichts mit der Sozialdemokratischen Partei zu tun, das ging eben leider vorübergehend nicht anders. (lacht) Als wir dann erfuhren, dass es eine Änderung im Handelsregisterrecht gegeben hatte, konnten wir uns auch im Handelsregister offiziell als „swisspartners“ eintragen. Wir finden den Namen bis heute grossartig.

Foto © Adobe Stock

Gibt es eine Anekdote aus 30 Jahren swisspartners, die Sie gerne mit den Leser:innen des Partners‘ View teilen würden?

Martin P. Egli: Wir hatten einen Kunden, der war eine sehr spezielle Persönlichkeit. Er kam uns öfters in Zürich besuchen. Eines Abends hat er Rainer und mich zum Essen eingeladen in die Kronenhalle. Rainer und ich gingen gegen 23 Uhr nach Hause; der Kunde wollte angeblich in sein Hotel gehen. Stattdessen ging er in einen Nachtclub und hat dort scheinbar jemanden kennengelernt. Morgens um drei bekam ich einen Anruf von der Polizei und die Information, sie hätten unseren Kunden verhaftet. Um sechs Uhr in der Früh war der Anwalt da und der Herr kam auf Kaution frei. Was genau in der Bar geschah, weiss bis heute niemand. (lacht) Sie sehen, wir waren immer Retter in der Not für unsere Kund:innen, auch in misslichen Lagen.

Dirk van Riemsdijk: Weil die Kund:innen die persönliche Beziehung sehr schätzen, sind wir gerade am Anfang wahnsinnig viel gereist. Einmal wollte ich unbedingt einen holländischen Kunden treffen. Er war gerade in Davos und hatte nur wenig Zeit für mich: 45 Minuten zum Kaffee. Also habe ich mir Martins Auto ausgeliehen (meines war gerade in der Werkstatt) und bin nach Davos gefahren. Der Mann hat mich sehr nett empfangen und den Vertrag mit uns unterzeichnet, obwohl er dafür die Bank wechseln musste.
In der Zwischenzeit hatte es angefangen zu schneien und Martin hatte keine Winterreifen auf seinem Auto. Also bin ich auf der Rückfahrt mehr oder weniger den Berg „runtergerutscht“. Aber ich habe Martins Auto heil wieder zurückgebracht. Hinterher habe ich zu ihm gesagt: „Dein Wagen hat ein bisschen zu viel PS, der bricht ja dauernd aus!“ (lacht)
Rainer Moser: Ja, da fällt mir auch eine kuriose Ge­schichte ein, die ich als Betreuer eines deutschen Milliardärs erlebt habe. Als ich den Kunden einmal in seiner Heimatstadt Hamburg besucht habe, bat er mich, ihm aus dem Duty Free Shop in Zürich eine Flasche Fernet-Branca mitzubringen. Nach unserer Besprechung führte er mich durch seine Lagerhallen (er handelte unter anderem mit Spirituosen). Wir sind durch die Gänge gelaufen und da sah ich, dass in einem der Regale fünf Meter hoch Kisten mit Fernet-Branca gestapelt waren. Aber er war so sparsam, dass er unbedingt eine Flasche aus dem Duty Free Shop wollte. (lacht)

Ich habe ein paar wirklich ausser­gewöhnliche Persönlichkeiten als Kunden kennenlernen dürfen.“
Dirk van Riemsdijk

Was waren aus Ihrer ganz persönlichen Sicht die grössten Meilensteine von swisspartners?

Dirk van Riemsdijk: Für mich ist ein Highlight, dass ich mit der Gründung der neuen Firma meinen Jugendfreund Martin P. Egli und Rainer Moser zusammen­gebracht habe.
Martin P. Egli: Grosse Paukenschläge gab es aus meiner Sicht in all den Jahren eigentlich nicht. Es waren nicht die aufsehenerregenden Schritte – es waren immer kalkulierbare Risiken. Dazu gehörte unter anderem die Eröffnung der ehemaligen Standorte Basel und Genf. (Anmerkung der Re­dak­­tion: Heute ist swisspartners an den drei Standorten Zürich, Vaduz/Liechtenstein und seit neuestem in Rapperswil vertreten.)
Rainer Moser: Highlight war natürlich immer die Akquisition von Grosskunden – also Kund:innen, die mit uns eine Summe in dreistelliger Millionenhöhe angelegt haben. Ich war in der glücklichen Lage, einige davon zu haben.

Was verdanken Sie Ihren Kund:innen?

Rainer Moser: Das riesige Vertrauen, das sie uns ge­schenkt haben. Ohne Vertrauen geht gar nichts in unserem Geschäft.
Dirk van Riemsdijk: Ich habe ein paar wirklich aussergewöhnliche Persönlichkeiten als Kund:innen kennenlernen dürfen. Mir hat besonders die Wertschätzung seitens einiger Kund:innen viel bedeutet.

An was denken Sie gerne zurück und an was weniger gerne?

Rainer Moser: Weniger gerne denke ich an die Tatsache, dass wir im Laufe der Zeit fünf Partner für immer verabschieden mussten. Wenn man sich schon so lange kennt, tut das Abschiednehmen natürlich weh. Diese Menschen haben zum Teil viele Jahre für swisspartners gearbeitet, sich vollständig mit dem Unternehmen identifiziert und viel Gutes getan.
Martin P. Egli: Ich war damals beseelt davon, mit Freude um halb acht im Büro zu sein – vor allen anderen. Und es gab ein festes „Ritual“, an das ich gerne zurückdenke: Jeden Tag um halb zehn trafen wir uns für 10, 15 Minu­ten im dritten Stock zu einem Kaffee und dem Austausch von Neuigkeiten aus der Anlagewelt. Eine Regel von mir war, dass alle stehen mussten, ansonsten wäre es zu lange gegangen. Man sah sich gegenseitig in die Augen und merkte, wem es vielleicht gerade nicht so gut ging. Diese Meetings waren für uns eine wichtige Kommunikations-Plattform, viel besser als jede Kom­munikation per E-Mail.
Wir waren immer Retter in der Not für unsere Kund:innen, auch in misslichen Lagen.“
Martin P. Egli
New Work und Digitale Transfor-mation stellen eine Entwicklung dar, die unser Geschäft auch zukünftig stark beeinflussen wird.“
Martin P. Egli

Das ist ein gutes Stichwort: Wie erleben Sie die Zeitenwende mit New Work und digitaler Transformation – auch in Form des neugestalteten Office?

Rainer Moser: Ich muss ehrlich zugeben, ich war bezüglich des neuen Office anfänglich etwas skeptisch. Besonders der Abschied von den USM Haller-Möbeln ist mir schwergefallen. (lacht) Aber jetzt muss ich sagen: Ich bin angenehm überrascht! Es ist super und sehr zeit­gemäss. Was die jüngere Kund:innen-Generation be­trifft: Viele sind in ihrem Job sehr engagiert und teilweise auch enorm unter Druck. Also müssen sie ihre Vermögensverwaltung delegieren und wählen dafür vielleicht wieder die Firma, die jahrzehntelang auch von ihren Eltern bevorzugt wurde. Das Business ist und bleibt – wie ich schon sagte – ein People’s Business. Das wird auch in Zukunft so sein, trotz oder gerade wegen der digitalen Transformation.
Martin P. Egli: Ich tue mich ein wenig schwer mit der Zeitenwende, aber vielleicht ist das auch normal mit 70+. (lacht) Wir haben 1989 eine Zeitenwende erlebt in politischer Hinsicht mit dem Fall der Berliner Mauer. Wir haben 2001 eine zweite Zeitenwende erlebt mit dem Anschlag auf das World Trade Center in den USA. Das war ein Einschnitt, der die Gedanken und Werte verändert hat. Ich bin mir nicht sicher, ob New Work und Digitale Transformation in diesem Sinne tatsächlich eine Zeitenwende darstellen. Ich denke, sie stellen eine Ent­wicklung dar, die unser Geschäft auch zukünftig stark beeinflussen wird.

Fotos der drei Gründer © Christian Meixner

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